Fachtagung vom 04. - 05.11.2016 an der ba Wolfenbüttel Theaterprojekte mit jugendlichen Geflüchteten

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Allein 2015 sind rund 60.000 unbegleitete Minderjährige nach Deutschland eingereist. Kinder und heranwachsende Jugendliche, die vor Krieg und Verfolgung nach Europa geflohen und in Deutschland angekommen sind, haben die gleichen Rechte wie alle jungen Menschen. Es liegt in der gemeinsamen Verantwortlichkeit staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteur_innen, ihr Ankommen im Sinne der Kinder- und Jugendrechte zu gestalten und gelingende Ausgangsbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben zu schaffen. Kulturelle Bildung ist in besonderem Maße in der Lage, Angebote für Teilhabe, Spracherwerb und Chancengerechtigkeit zu entwickeln.

Der Beratungsbedarf für alle, die in kulturellen Projekten, in der Schule und in Initiativen mit jungen Geflüchteten zusammenarbeiten, ist enorm. Die Leitenden (Lehrer_innen, Theaterpädagog_innen, Künstler_innen u.a.) sehen sich besonderen Anforderungen gegenüber: Traumatisierungen der Jugendlichen, genderspezifische Aspekte, Rechtsfragen, Herausforderung an gesellschaftliche Modelle, fehlende Familien- bzw. Beziehungsrahmen etc. Eine intensive Vernetzung mit Expert_innen unterschiedlicher Professionen ist erforderlich. Wissens-Allianzen sind gefragt. Allianzen, die das relevante und aktuelle Know-how aus den Bereichen Kultur, Theater, Bildung, Jugend, Soziales, Recht, Psychologie u.a. zusammenführen und den Theaterschaffenden zur Verfügung stellen.

Jugendliche mit Fluchterfahrung sind auch ›einfach Jugendliche‹. Junge Menschen, die Fragen und Themen beschäftigen, die sich allen Heranwachsenden stellen: Fragen nach der eigenen Rolle in der Welt, nach Gruppenzugehörigkeit(en), nach Freundschafts- und ersten Liebesbeziehungen, Gender usw. Fragen vor diesem Hintergrund stellen sich für Jugendliche mit Fluchterfahrung oft in anderer, verschärfter, manchmal existentieller Form – doch grundsätzlich teilen sie sie mit den Jugendlichen in Deutschland, denen sie im Theaterprojekt begegnen. Viele äußern dezidiert den Wunsch, nicht "immer als Flüchtling" beteiligt zu werden: "We don‘t want to stick out – we want to blend in!"

Tagungsdokumentation

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