Türkei

Die Zusammenarbeit zwischen dem Çağdaş Drama Derneği (ÇDD) und der BAG Spiel & Theater besteht seit mehr als 30 Jahren.

Die Kooperation bringt Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen in einen kreativen, künstlerischen Dialog, in ein Miteinander, entwickelt Strukturen einer internationalen kulturellen Bildung, ist zivilgesellschaftlich relevant und steht für ein erfolgreiches Modell zivilgesellschaftlicher Bündnisse auf internationaler Ebene.

Engagierte Theaterschaffende und an einer interkulturellen Lerngemeinschaft interessierte Menschen in der Türkei und Deutschland haben zunächst über einzelne Initiativen Netzwerke entwickelt, die übergegangen sind in eine Form der institutionalisierten Kooperation, getragen von zwei Theaterverbänden. Im Fokus steht die Bündelung und Reflexion gemeinsamer Erfahrungen, die fachliche Weiterentwicklung und Qualifizierung der Theaterarbeit, Stärkung und Intensivierung der internationalen Begegnungsarbeit, Etablierung und Ausbau vorhandener Netzwerke. Die Zusammenarbeit erstreckt sich mittlerweile auf Ankara, Hannover, Istanbul, Berlin, Eskişehir, Hamburg, Bursa, Dortmund, Trabzon und weitere Orte, an denen Kinder, Jugendliche und Erwachsene Theater spielen und Kongresse, Theaterworkshops und Drama-Seminare stattfinden.

Die Erfahrungen und Ergebnisse der Kooperation spielen nicht nur bei gemeinsamen Aktivitäten eine wesentliche Rolle, sondern sind darüber hinaus wirksam bei der Weiterentwicklung von Konzepten und Methoden der jeweiligen Theaterarbeit in Deutschland der Türkei und international.

4 junge Leute in weiß gekleidet stehen vor einem gespannten weißen Tuch

Beziehungen Deutschland-Türkei

Das im Jahr 1961 mit der Türkei geschlossene Anwerbeabkommen, das sich in diesem Jahr zum sechzigsten Mal jährt, ist ein Ereignis, welches bei der Mehrheit der Menschen in Deutschland und in der Türkei präsent ist. Es berührt bis heute das Leben vieler und beeinflusst in nicht unerheblicher Weise die gesellschaftliche Entwicklung in beiden Ländern.

Aber schon lange vor 1961 setzten die wechselhaften Beziehungen ein. Einige Beispiele: 1868 schlug Heinrich Schliemann mit seiner Ankunft in der Landschaft der Troas ein intensives und langlebiges Kapitel der deutsch-türkischen archäologischen Zusammenarbeit auf. Türken und Deutsche arbeiteten später zusammen beim Bau der Bagdadbahn, sie waren Alliierte im 1. Weltkrieg, 1924 trat der deutsch-türkische Freundschaftsvertrag von Ankara in Kraft, 1932 war Deutschland Hauptimport- und Exportland aus türkischer Sicht. Ab 1933 wurde der türkische Begriff haymatloz zum Synonym für den Status von Exilanten aus Deutschland, die vor den Nazis in die Türkei flohen, darunter viele Wissenschaftler und Künstler, wie Paul Hindemith, Ernst Reuter, Ernst Eduard Hirsch, Clemens Holzmeister, Marianne Laqueur, Eduard Zuckmayer, Gerhard Kessler, Erich Auerbach, Carl Ebert u.a. Viele der Exilant*innen haben ihre Handschrift etwa bei der Planung von Regierungsbauten, bei der Gründung von Kunstakademien und wissenschaftlichen Instituten und beim Verfassen von Gesetzbüchern einbringen können.

(s. Theater und community – kreativ gestalten! Drama ve Toplum – Yaratıcı Biçim Vermek! Herausgegeben von Ömer Adigüzel / Ute Handwerg, Gerd Koch in der Schriftenreihe Kulturelle Bildung, Band 42, München (kopaed) 2014)